Um die Weihnachtszeit herum muss es passiert sein. Meine Mutter bat mich darum, das überschüssige Bratenfett der gar köstlichen Gans zu entsorgen. Rasch schlüpfte ich in meine Schühchen und balancierte das Backblech in bester Zirkus Roncalli Manier durch den elterlichen Garten hin zum Kompost. Alles lief glatt, bis ich das Blech über den Bioabfallhaufen gießen wollte. Ganz offenbar hatte ich die kleinen Löcher am Rand des Blechs übersehen. Während zwar das meiste Fett auf dem Berg aus organischen Küchenabfällen landete, spritzte doch ein nicht zu verachtender Anteil daneben und erwischte neben meiner Jeans auch die Schuhe.
Ich war verärgert und von mir selbst enttäuscht, schließlich bin ich für einen solchen Fauxpas immer gern zu haben. Gerade einmal einen Monat zuvor streifte ich gelangweilt durch die Duty-Free-Abteilung eines Flughafens. Bei den Parfums blieb ich stehen, griff mir einen Flakon, um dessen Inhalt meiner Nase zu präsentieren. Das Fläschchen jedoch kam gar nicht erst so weit, sondern glitt mir äußerst nonchalant aus der Hand und zersprang auf dem harten Fliesenboden. Natürlich ergoss sich das Duftwasser dabei auch über meinem rechten Schuh – übrigens derselbe Schuh, der einen Monat später unfreiwilligen Bratfettkontakt haben würde. Kopf hochrot, Schuh hervorragend parfümiert. Fortan besaß ich einen hervorragenden Duftbäumchenersatz (hatte noch nie einen), bis er kurze Zeit später einem Bierattentat in der Kneipe zum Opfer fiel.
Schuhe, die einem Berber alle Ehre gemacht hätten
Kurzum: Meine Freizeit High Tops aus dem Hause Ralph Lauren (Sonderangebot) hätten es lockerleicht mit der Fußkleidung eines jeden Berbers aufnehmen können. Bier, Braten und Parfum äußerten sich in unansehnlichen Flecken und einem durch und durch nasal brisanten Geruchsgemisch.
Zeit für den Schuhreiniger von Burgol, den wir in unserem Sortiment führen. Gespannt auf die mögliche Geruchs-Look-Bombenentschärfung machte ich mich ans Werk und will diesen kurz hier skizzieren.
Beweisstück Nummer eins: Meine Schuhe vor der Reinigung – Geruch bitte jetzt einfach vorstellen (ich erinnere gern an Herrenparfum Marke Unbekannt, Bratenfett einer Weihnachtsgans & Trockenbier einer Berliner Hausmarke)
Meine Ausrüstung: Wasser, Schmutzbürste, Schwamm & Schuhreiniger. Zunächst habe ich das Oberleder des Schuhs mit Hilfe einer Schmutzbürste vom Gröbsten Unrat befreit. Dann greife ich mir einen Schuhschwamm und behandle den gesamten Schuh damit.
Durchgenässt wie er nun ist, greife ich zum Schuhreiniger, den ich zuvor in einem Mischverhältnis von 1:1 angerührt habe, tunke den Schwamm ein und reibe los. Ein sehr angenehmer Duft erfüllt das Büro und meine Schuhe verstecken sich im Schaum. Den Schuhreiniger nutze ich dabei nicht nur für das Oberleder, sondern gehe auch rein in den Schuh – schließlich wäscht der Schuhreiniger möglichen Schweiß aus dem Leder und wirkt ph-regulierend.
Übrigens eignet er sich aktuell ganz hervorragend dazu, hässliche und unansehnliche Schneeränder aus den Schuhoberledern zu zaubern. Doch zurück zu meinen Schuhen.
Nach gründlichem Reiben sind die Schuhe nun endgültig nass und gut strapaziert. Ohne den Schuhreiniger rauszuwaschen, bestücke ich die Schuhe mit einem Schuhspanner und lasse sie über Nacht im Büro trocknen.
24 Stunden später. Ich stehe wieder vor meinen nun trockenen Schuhen. Gut sehen sie aus! Der fiese Braten-Bier-Parfum-Mix ist einem karibischen Sonnewohlfühltag gewichen (muss wohl an diesem Kokosflavor liegen). Der Bier-Parfum-Schuh sieht schon jetzt quasi wie neu aus (ich übertreibe), während der Bratenfettrinnsal auf dem linken Schuh sich noch erahnen lässt.
In einem letzten Schritt behandle ich das Oberleder der High Tops mit der hellbraunen Palmenwachschuhcreme von Burgol, schließlich muss die Naturhaut wieder genährt werden. Nun, die Schuhe sind irgendwie eine Nuance dunkler als zuvor, was mir durchaus zusagt. Nach dem Polieren erstrahlen meine Freizeitschuhe in einem ganz neuen Bild und wirken beinahe wieder so wie am Tag des Kaufes. Gut gerüstet für aufregend neue Missgeschicke warte ich nun auf das Ende des Winters und kann an dieser Stelle stolz verkünden: Der Schuhreiniger von Burgol hat mir und meinen Schuhen gute Dienste erwiesen. Ohne großen Aufwand ließen sich hartnäckige Flecken und Gerüche aus dem Schuh entfernen. Zur Nachahmung durchaus empfohlen.
Hier gut im Detail zu sehen: Die üblen Flecken sind verschwunden. Den Fettrinnsal erkennt man noch schemenhaft, ist aus der Entfernung aber nicht mehr auszumachen.
Die gereinigten Schuhe, zwar ein klein wenig dunkler in der Farbe, aber wohl riechend und vor allem sauber.